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Is it right or is it wrong?

  • Autorenbild: Horst
    Horst
  • 19. Juli 2024
  • 5 Min. Lesezeit

Jetzt schaue ich von meinem Balkon in den grünen Dschungel und denke mal wieder darüber nach, ob das, was ich mir so ausgedacht habe, wirklich der richtige Weg ist. Aber davor muss man erst mal feststellen, hier zu sitzen, ist ein unglaubliches Geschenk. Ohne meinen Mitbewohner Parki wäre ich nie im Leben nach Indien gekommen und hätte diese medizinische Ayurveda-Kur nicht kennengelernt. No way. Und jetzt sitze ich hier, schaue in den Dschungel, höre die Geräusche und denke über alles nach.



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Eigentlich sind es vollkommen unterschiedliche Ebenen, auf denen ich mich mit meinem Mitbewohner Parki bewege.


Klassische Medizin


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Die klassische Medizin setzt bei Parkinson auf die medikamentöse Zuführung von Dopamin, die Erhöhung der Dopaminkonzentration (Decarboxylase-Hemmer), die Verhinderung des Dopaminabbaus (MAO-B-Hemmer) und die Nachahmung von Dopamin (Dopaminagonisten). Soweit die klassische Medizin.


Ayurveda


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Ayurveda ist eine Heilkunst, die vor über 5.000 Jahren in Indien entwickelt wurde und bedeutet das „Wissen vom Leben“. Es zielt darauf ab, Gesundheit und Wohlbefinden zu fördern, indem es ein Gleichgewicht zwischen Körper, Geist und Seele herstellt. Das Herzstück des Ayurveda sind die drei Doshas:


Vata: Luft und Äther, regelt Bewegung, Atmung, Blutkreislauf und den Fluss von Gedanken.

Pitta: Feuer und Wasser, regelt Stoffwechsel, Verdauung und die Körpertemperatur.

Kapha: Erde und Wasser, regelt Struktur, Stabilität und Feuchtigkeit im Körper.



Vikriti


Darüber hinaus unterscheidet Ayurveda zwischen Prakriti, der angeborenen individuellen Mischung der Doshas, und Vikriti, dem aktuellen Zustand der Doshas, geprägt durch Lebensstil, Umwelt, Ungleichheiten, Krankheiten und emotionale Einflüsse.


Bewegung


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Der degenerative Prozess kann durch Bewegung deutlich verlangsamt werden. Was mich betrifft, kann ich nur sagen, es hat mich offensichtlich auf meiner starken Seite erwischt, denn als Ausdauersportler habe ich es immer genossen, zu surfen, Fahrrad zu fahren, zu joggen, zu wandern und was mir sonst noch eingefallen ist. Und mein aktueller Zeitplan für Sport ist „pickepacke“ voll: Rock Steady Boxen, Yoga, Neuroathletik-Training und mein geliebtes E-Bike.


Wie passt das alles zusammen?


Die spannende Frage ist ja eigentlich, wie passt das alles zusammen und wie wirkt es bei mir? Als ich im Januar 2022 die Diagnose bekommen habe, habe ich es zuerst abgelehnt, Medikamente zu nehmen. Bei dem leichten Verlauf (Hoehn und Yahr 1,0) auch durchaus eine Ermessensfrage.

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DDie Bewegungsseite hatte ich nach einigen Monaten im Griff. Begonnen habe ich mit Krankengymnastik, dann habe ich mit einem Personal Trainer zusammengearbeitet, bis ich das Rock Steady Boxen gefunden habe. Für mich ist das einfach in jeder Beziehung die perfekte Lösung. Ich kann mit dem Fahrrad hinfahren. Ich habe immer das Gefühl, zum Sport und nicht in die Krankheit zu gehen, und die Gruppe ist in jeder Hinsicht ein Gewinn. Und dann wurde mir Neuroathletik-Training dermaßen ans Herz gelegt, dass ich nicht Nein sagen konnte und es ausprobiert habe. Jetzt ist es für mich eine große Bereicherung

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Durch gute Freunde habe ich dann von Vijay gehört und ihn kennengelernt. Dazu muss ich sagen, dass ich weder irgendeine Intention hatte, nach Indien zu reisen, noch hatte ich von Ayurveda irgendeinen Plan. Ich kann mich noch gut erinnern, als ich 18 war. Da hatte ich einen Freund, der in Indien mehrere Monate gewesen ist und sich dort Würmer eingefangen hat. Diese Viecher wohnten in seiner Magenwand und konnten nicht entfernt werden. Jedes Jahr, wenn sie sich vermehrt haben und geschlüpft sind, hatte er tierische Schmerzen und zu der damaligen Zeit war mir klar: Indien ist nicht mein Land.


Vijay's Foot Therapy

Zurück zu Vijay. Er stammt aus einer Familie, die seit über 60 Generationen Ayurveda praktizieren. In seinem Treatmenthouse praktiziert Vijay intensive, medizinische, traditionelle Ayurveda-Kuren. Und die nächste Generation ist auch schon am Start: Alle drei, Achu, Athira und Vishak, sind ausgebildete Ayurveda-Ärzte



Die Behandlungen


Das Ziel der Behandlungen ist, den Körper zu reinigen, die Doshas wieder ins Gleichgewicht zu bringen und so die Selbstheilungskräfte zu verstärken. Spaßeshalber sprechen wir nicht von "Wellness", sondern mehr von "Hellness" und wie man das von den Späßen her kennt, es ist mindestens ein Funken Wahrheit dabei. Aus dem Repertoire der Behandlungen wird eine individuelle Auswahl zusammengestellt. Durch ihren unglaublichen Erfahrungsschatz und langjährige Praxis spüren Vijay, Achu, Athira, Vishak und die Teams ganz genau, was im jeweiligen Körper vor sich geht.


Die absolute Spezialität ist Vijay's Foot Therapy, eine kraftvolle Ganzkörpermassage, die alle Gewebeschichten im Körper beeinflusst und die im wahrsten Sinne des Wortes mit den Füßen ausgeführt wird. Mit dieser Fußmassage werden auch die tiefer liegenden Gewebestrukturen erreicht. Man kann wirklich sagen, es ist ein intensives, erinnerungsstarkes Erlebnis, wenn 2-4 Menschen mit den Füßen auf einem "herumtrampeln", um es mal ganz flapsig zu sagen.


Damit ging es auch dieses Jahr am ersten Tag direkt los. Dann wurden Säckchen voller Kräuter in heißes, medizinisches Öl getaucht. Damit und mit viel Kraft wird die Haut "poliert", was das Zeug hält (Elakizhi). Man wundert sich wirklich, was so alles aus der eigenen Haut herauskommt. Und weiter geht’s – jetzt werde ich 5 Tage in Öl gar gekocht. Anfangs habe ich gedacht, das ist ja easy, bis ich gemerkt habe, wie viel Kraft mich diese Behandlung kostet und wie wirkungsvoll sie ist (Pizhichil). Eine Wirkung ist, dass auch Fett aus dem Körper ausgespült wird.


Is it right or is it wrong?

Wie gesagt, habe ich zu Beginn keine Medikamente genommen. Die Diskussion mit meiner Neurologin über die aktuelle und die zukünftige Lebensqualität, Nebenwirkungen der Medikamente und Nachlassen der Wirkung der Medikamente über die Zeitachse hat 2023 dazu geführt, dass ich mich ihrer Meinung angeschlossen und mit einer Medikation begonnen habe. Nachdem ich die Medikamente eingeschlichen habe, muss ich tatsächlich feststellen, dass dadurch eine Verbesserung erzielt worden ist. Bestimmte Bewegungsabläufe gelingen mir einfach wieder wesentlich besser.


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Nun kennt man leider auch die Erfahrung, dass es ohne Nebenwirkungen nicht abgeht. Meine Nacht ist spätestens um 5:00 Uhr zu Ende, manchmal auch früher, und mit dieser Baustelle gilt es sich jetzt erneut auseinanderzusetzen. Da ich auch hier erst mal keine Lust auf Medikamente habe, habe ich derzeit erste Schritte ausprobiert, um mit Atemtechnik ein bis zwei zusätzliche Stunden Schlaf zu ergattern. Das funktioniert noch nicht, aber ich bin am Ball.

Und dann muss ich leider auch feststellen, dass die ayurvedische Küche, die mir insgesamt sehr gut tut, mit ihren Gewürzen Auswirkungen auf meine Stimme hat. Auch da habe ich dann keinen richtigen Plan.

Gerade bei einem Krankheitsbild, das zu Versteifungen führt, empfinde ich die Fußmassage für mich als ganz besonders wertvoll. Das Gute ist, dass es auch in Köln mehrere Schüler von Vijay gibt, die diese Fußmassage hier in Kerala gelernt haben und gut beherrschen.

Zurück zu der Frage "Is it right or is it wrong?" "Ist das Glas halb voll oder ist das Glas halb leer?" Mein Gefühl ist, dass jeder Baustein seinen Teil beiträgt. Medikation, Bewegung und Ayurveda schaffen es gemeinsam, dass die degenerative Entwicklung nicht nur gestoppt, sondern auch ein Stück zurückgedrängt wurde. Das empfinde ich aktuell als das Maximum, was erreichbar ist. Mein Zustand ist nicht nur stabil, sondern hat sich insgesamt verbessert.


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Zugegebenermaßen weder finanziell noch vom Engagement her zum Nulltarif. Man muss sich schon „hudeln“. D.h. 10 Stunden in der Woche brauche ich mindestens für Bewegung, Sprachtraining, Yoga, etc. Und eins darf man auch nicht verschweigen: Einiges davon, insbesondere die Ayurvedakur in Indien, übernimmt keine Krankenkasse. Es ist schon ein Privileg, sich das leisten zu können. Und wofür lohnt es sich, sein Geld auszugeben, wenn nicht für die Gesundheit? Für mich ist dies keine Frage, solange dies finanziell möglich ist.

Bisher empfinde und bewerte ich so: Das Glas ist auf jeden Fall mehr als halbvoll.

Es hat so geklappt, wie ich's mir bisher gewünscht habe, dank der Hilfe aller, die ich in Anspruch nehmen darf. Und nicht zuletzt, sondern an erster Stelle, durch meinen Wusel.



 
 
 

1 Kommentar

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Gast
23. Juli 2024

Lieber Horst, deine optimistische und hoffnungsvolle Betrachtung deiner Situation ruft viele positive Wege hervor. Du orientiertst dich am Guten, das gefällt mir und gibt Mut. Weiter so.

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