800 km - guckst du
- Horst

- 12. Juli
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 13. Juli
Guckst du auf deinen Tacho und starrst auf die Zahl: 800. Achthundert Kilometer. Das sind 800.000 Meter, die wir zurückgelegt haben. Tommy und ich - praktisch bedeutet es aber vor allem eins: Unsere Hintern kennen mittlerweile jeden Zentimeter unserer Sättel auswendig..

800 Kilometer - das ist übrigens die Entfernung von Hamburg nach München, von Paris nach Genf oder von Amsterdam nach Prag. Wir könnten also sagen: "Wir sind mal eben von einer Metropole zur anderen geradelt." Klingt doch gleich viel beeindruckender als "Wir waren ein bisschen in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern unterwegs."
Nach 800 Kilometern entwickeln wir eine ganz neue Beziehung zu Gegenständen des täglichen Lebens. Unsere Radhosen zum Beispiel. Sie sind nicht mehr nur Kleidungsstücke, sondern unsere treuesten Begleiter, unser zweites Ich, unser... nun ja, lassen wir das.

Interessant ist auch die Tatsache, dass sich unsere Essgewohnheiten grundlegend verändert haben. Früher haben wir uns Gedanken über Kohlenhydrate gemacht. Jetzt denken wir: "Hauptsache, es hat Kalorien und und schmeckt ausgezeichnet." Mettbrötchen zum Frühstück? Selbstverständlich. Drei Kugeln Eis vor dem Abendessen? Praktisch Gemüse. Das Konzept der "Radfahrer-Ernährung" haben wir perfekt verinnerlicht.
Nach 800 Kilometern sind wir auch Experten für regionale Unterschiede geworden. In Brandenburg gibt es mehr Kirchen als Menschen. In Mecklenburg-Vorpommern mehr trojanische Pferde als Touristen. Und überall gibt es mehr "staatlich anerkannte Erholungsorte" als tatsächliche Erholung. Jeden einzelnen haben wir fotografiert, vermessen und ausgiebig kommentiert.

Unsere Räder haben mittlerweile eigene Persönlichkeiten entwickelt. Sie kennen unsere Schwächen, wissen genau, wann wir eine Pause brauchen, und machen entsprechende Geräusche. Knarzen bedeutet: "Pause wäre nett." Quietschen heißt: "Wir brauchen Öl." Und wenn sie gar nichts sagen, dann planen sie wahrscheinlich einen Racheakt.
Die wichtigste Erkenntnis nach 800 Kilometern zu zweit: Wir haben gelernt, dass "nur noch 20 Kilometer" eine sehr dehnbare Zeitangabe ist. Besonders wenn Gegenwind, kleine Steigungen oder unser Bedürfnis nach spontanen Kuchenstopps dazwischenkommen. Unsere Nase für die besten Bäckereien ist legendär geworden.
Das Schönste an diesen 800 Kilometern war aber nicht die Strecke selbst, sondern dass wir sie gemeinsam erleben konnten. Zusammen durch leere Dörfer radeln, über trojanische Pferde philosophieren, uns gegenseitig durch Regenschauer motivieren - das macht aus einer simplen Radtour ein echtes Abenteuer.

Zusammenfassend lässt sich feststellen: 800 Kilometer machen uns definitiv hungriger, müder und erstaunlich resistent gegen normale Verkehrsmittel. Bus fahren? Zu langsam. Auto? Zu bequem. Zu Fuß? Völlig inakzeptabel.
Von Berlin nach Freiburg sind übrigens auch etwas mehr als 800 Kilometer. Nur als Idee für nächstes Jahr.




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