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Bye, bye, Kopenhagen - Hallo Schweden

  • Autorenbild: Horst
    Horst
  • 20. Juli
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 21. Juli

Gerade erst angekommen – und schon geht es wieder weiter. Kopenhagen ist definitiv eine Stadt, die ich unbedingt noch einmal besuchen möchte. Auch in meiner Unterkunft habe ich mich rundum wohlgefühlt. Nun gut – die Sonne scheint, das Rad ist gepackt, und die Reise kann weitergehen.

Bereits an der Stadtgrenze von Kopenhagen entdecke ich eine malerische Mole, an der Menschen schwimmen und joggen, um frisch in den Tag zu starten. Im warmen Morgenlicht leuchtet dort eine kleine „Bude“ in der schönsten Morgensonne und lädt mich unwiderstehlich zum Verweilen ein. Nach einem netten Plausch mit den Einheimischen starte ich beschwingt in den Fahrtag.



Louisiana Museum of Modern Art


Auf dem Weg nach Helsingør liegt das Louisiana Museum of Modern Art – und es wäre ein Fehler, hier einfach vorbeizufahren (danke Carina). Einerseits hat mich die fotografische Arbeit von Robert Longo begeistert. Seine monumentalen Bilder wirken wie eingefrorene Augenblicke aus der Medienwelt, intensiv, aufwühlend und trotzdem von einer stillen, fast ehrfürchtigen Schönheit. Andererseits ist schon der Gang durch das Museum selbst ein besonderes Erlebnis: Glasgänge, die sich zum Meer öffnen, ein Skulpturenpark, in dem Kunst und Natur miteinander verschmelzen, und ein Ensemble aus mehreren Häusern, das eine Leichtigkeit ausstrahlt, die man nur selten in Museen findet.



Zu Hause bei Hamlet


Als ich das Hotel gebucht habe, habe ich dem Namen keinen besonderen Wert beigemessen: „Hamlet“. Und dann wurde mir plötzlich klar, wo ich hier eigentlich bin – mitten in einer von Shakespeare geprägten Welt. Schloss Kronborg in Helsingør, nur wenige Kilometer entfernt, war das Vorbild für Elsinore in Hamlet. Genau hier stellte Shakespeare seinen Prinzen die Frage aller Fragen: „Sein oder Nichtsein.“ Und während ich darüber nachdachte, musste ich grinsen – denn bei Shakespeare kommt mir immer sofort AC/DC in den Sinn.

Crazy, oder? Die Geschichte ist: AC/DC spielte in Köln auf der Jahnwiese hinter dem FC-Stadion, und ich hatte an der Aachener Straße einen Termin in einem Hotel, in dem es an diesem Tag nur so von AC/DC-Fans wimmelte – die man wirklich nicht übersehen konnte. Allein das, was die Jungs und Mädels anhatten, hätte locker gereicht, um einen gut sortierten AC/DC-Fanshop zu eröffnen.





Ich war der Einzige „in Zivil“. Mein Gesprächspartner wollte mir im Laufe des Gesprächs sogar eine Karte schenken. Verlockend, ja – aber ich hatte mit meiner Frau Karten fürs Shakespeare-Festival in Neuss. Der Kollateralschaden wäre kaum auszumalen gewesen, hätte ich sie versetzt. Als ich ablehnte, fragte er: „Was hast du denn heute Abend vor?“


„Ich gehe zu einer Shakespeare-Aufführung.“

Sein Blick? Ich glaube nicht, dass diese Antwort meine Reputation bei ihm sonderlich gesteigert hat – vielleicht eher das Gegenteil. Auf jeden Fall war sein irritiertes Kopfschütteln ziemlich eindeutig. Aber wie auch immer: Der Kollateralschaden wäre kaum auszumalen gewesen, hätte ich meine liebe Frau versetzt.

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Fähre nach Helsinborg


Vielleicht hat es sich ja schon rumgesprochen – ich liebe es auf Fähren zu sen. In 20 Minuten von Dänemark nach Schweden. Die Lautsprecherdurchsage auf dem Schiff animiert zum schlendern bummeln und einkaufen. Wenn man das alles erledigen möchte, da muss entweder die Fährfahrt länger werden oder man muss rasant schnell alles sein. Volle Hektik.


Hallo Schweden


Jetzt, wo ich mich gerade angefangen hatte, an Dänemark zu gewöhnen, bin ich schon in Schweden. Ein neues Land, das mich mit bestem Wetter empfängt und mir gleich am frühen Morgen dieses besondere, klare Licht schenkt, das alles weicher und zugleich intensiver erscheinen lässt. Es fühlt sich ein wenig so an, als würde Schweden mich mit offenen Armen begrüßen und sagen: Willkommen, genieß es – du bist hier richtig.

Heute fahre ich zum letzten Mal in Richtung Norden. Es ist ein seltsames Gefühl – ein bisschen Wehmut, weil dieser Abschnitt der Reise bald endet, und gleichzeitig Vorfreude auf das, was jetzt kommt. Von dort aus werde ich die Rückreise in den Süden antreten. Doch noch ist Zeit, den Moment auszukosten: die langen, hellen Morgenstunden, das Licht, das über die Felder und das Wasser tanzt, und das stille Glück, mit dem Rad unterwegs zu sein und sich von jedem Kilometer überraschen zu lassen.



Höganäs - der nördlichste Punkt der Fahrradreise


Dann hatte ich endlich den nördlichsten Punkt meiner Reise erreicht. Ein kleiner, aber für mich bedeutungsvoller Moment – den ich stilecht mit zwei Bällchen Eis in der Hand gefeiert habe. Der Eisverkäufer und ich kamen ins Plaudern, und wie so oft auf dieser Reise war es dieses kurze, unkomplizierte Gespräch, das den Moment noch besonderer gemacht hat.

Gestartet bin ich am 25. Juni, und am 25. Juli bringt mich der Zug von Hamburg zurück nach Köln – zurück zu meinem „Wusel“ zu Hause. Ein Monat voller Eindrücke, Begegnungen und Erlebnisse, die ich so schnell nicht vergessen werde. Manche waren groß und spektakulär, andere ganz klein und unscheinbar – und doch sind es oft genau diese kleinen Augenblicke, die bleiben.




Stephan


Die Rennradfahrer fliegen hier eigentlich immer nur an mir vorbei. Normalerweise habe ich da keine Chance – außer es geht steil bergauf. Genau so war es, als mich Stephan erreichte. Da dachte ich mir: Jetzt oder nie! Also habe ich die höchste Unterstützungsstufe reingehauen und richtig in die Pedale getreten. Im Anstieg hielt ich tatsächlich 25 km/h durch. Stephan klebte an meinem Hinterrad, kam aber nicht an mir vorbei.

Oben auf der Kuppe bedankte er sich lachend bei mir: „Danke fürs Hochziehen, das war klasse!“ Wir sind dann noch eine Weile zusammen gefahren, haben gequatscht, und irgendwann hat er wieder sein normales Tempo aufgenommen – und war schnell nur noch ein kleiner Punkt in der Ferne. 150 Kilometer fährt er am Tag, in einem Tempo, von dem ich nur träumen kann. Aber dieser gemeinsame Anstieg hat richtig Spaß gemacht.


ree

What a day!!!

 
 
 

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