Spontanität und Planung- zwei eigenartige gesellen
- Horst

- 15. Juli
- 3 Min. Lesezeit
Der zweite Teil der Radreise – meine Solofahrt – war gut durchdacht. Und trotzdem hatte ich es mir immer offengelassen, wie es denn ganz konkret aussehen sollte. Es war für mich noch zu weit weg, ich konnte mich noch nicht richtig hineindenken und -fühlen, und deswegen habe ich mir alle Türen offengelassen.
Dann sitze ich in meinem Baumhaus und unterhalte mich mit den Nachbarn aus dem anderen Zimmer, die aus Kopenhagen kommen – was soll man sagen, die haben natürlich das hohe Lied auf Kopenhagen gesungen. Und auf einmal war es für mich vollkommen klar, dass ich neben all den Landschaften und der Natur auch Lust auf Kultur und Urbanität habe. Den Rest kann man sich denken: Morgen treffe ich in Kopenhagen ein. Aber das war jetzt doch zu schnell.
Der Wind
Der Wind scheint hier ein ganz besonderer Geselle zu sein. Alleine sieht man ihn nicht, aber man fühlt ihn – und hat großen Spaß daran, andere dazu zu bewegen, mit ihm zu tanzen. Ich glaube, besonders wohl fühlt er sich, wenn er dem ein oder anderen Regentropfen den Weg zeigen kann – desto mehr Tropfen, desto lieber. Es ist immer wieder verwunderlich, wie trickreich der Wind sein kann: mal von vorne, mal von der Seite. Er scheint sich am liebsten der Blockade zu widmen und weniger der Unterstützung. Gerne verbindet er sich auch mit dem Tacho, der sich aus heiterem Himmel auf einmal immer langsamer dreht, wenn der Wind aufs Gaspedal tritt.

In der Konsequenz bedeutet das, dass mein Motor und meine Batterie mehr Arbeit haben. Die Justierung der Gänge, der Unterstützungsstufen und der Beinarbeit ist anspruchsvoller geworden. Das Ladegerät ist aus den Taschen in meinen Rucksack gewandert, und bei den Kaffeepausen wird die Batterie – wie in diesem Café – schon gerne einmal an den Strom gehängt.
IDA
Und dann möchte ich euch Ida vorstellen. Ida ist eine der ältesten hölzernen Fähren in Dänemark.- vielleicht könnte man sie auch als schwimmendes Kulturerbe beschreiben. Wie auch immer – Ida hat mich wunderbar an die andere Seite des Ufers gebracht.
Mein Tagesrhythmus hat sich geändert
Es ist sicher kein Geheimnis, dass mein Tag früh beginnt – oder anders gesagt: dass meine Nacht früh endet. Das habe ich jetzt zum Anlass genommen, schon viel früher in die Pedale zu treten. In der Konsequenz bedeutet das, dass ich um 10:00 Uhr schon mehr als 40 Kilometer zurückgelegt habe. Das gibt mir Zeit für ein kurzes Nickerchen um die Mittagszeit, und nachmittags steige ich dann gerne noch einmal aufs Rad. Mein erster Nachmittagsausflug ging nach Møns Klint, einem Naturwunder mit dramatischen Kreidefelsen, lebendiger Erdgeschichte und unglaublich vielen Stufen. Der Blick auf das Meer erinnert an die Karibik und lässt das Herz aufgehen – ein Herz, das auf dem Rückweg dann ganz schön zu arbeiten hat.
Der Nebel
Ich steige morgens kurz nach sechs aufs Rad, und ich dachte schon, ich hätte die falsche Brille auf. Dem war aber nicht so – es war wirklich neblig am frühen Morgen. Und da muss man sicherlich feststellen, dass Nebel und Wind keine Freunde sind. Der eine steht für Stille und Ruhe sowie leise, surreale Bilder. Der andere liebt die Lautstärke und lässt mit seiner Kraft alles um ihn herum tanzen und in Bewegung kommen. Als dann noch die Glocken auf dem Weg läuteten, habe ich mich erst einmal vorsichtig umgedreht.
ES GÄBE noch einiges zu erzählen – aber nicht mehr heute
Die neue Organisation der Reise hat doch mehr Zeitkapazitäten beansprucht, als ich gedacht habe. Und denen musste ich erst einmal Vorrang geben. Auf Kopenhagen bin ich sehr gespannt – das wird sicher das nächste Highlight.






















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